Samstag, 12. August 2023

Mehr als 50 Jahre Holzarbeiten und Anderes

Als ich mir in den letzten Wochen Gedanken gemacht habe und mir bewusst wurde, dass ich bald 70 Jahre alt werde, kam die Erinnerung an viele kleine und große Projekte die im Laufe von mehr als 50 Jahren entstanden sind. Leider gibt es von den ersten selbst hergestellten Teile keine Bilder mehr, aber so einiges ist in Erinnerung geblieben.

Das erste, an das ich mich erinnern kann, war eine Wanduhr, die in der Gewerbeschule im 2. Jahr in der Metallwerkstatt entstanden ist. Sie hatte ein Ziffernblatt, dass mit dem Ballhammer bearbeitet war und Ziffern aus Messing. Jahrelang hing sie im Wohnzimmer meiner Eltern.

In den ersten Jahren meiner Berufsausbildung war keine Zeit und keine Lust für so etwas. Das änderte sich nach 1976, als dann auch später etwas für die eigene Wohnung hergestellt werden sollte. Als sich Britta ankündigte habe ich aus Fichtenbrettern eine Ständer für eine Wiege gebaut.

Später ein Hochbett aus kräftigen Brettern, das in Teilen uns noch jahrelang begleitet hat. Es war direkt mit einer Liegefläche von 200 x 100 cm gebaut, so dass auch der ein oder andere Besuch auf dem Bett geschlafen hat. Auch für eine befreundete Familie entstand so ein Bett. Leider gibt es von den frühen "Werken" keine Bilder, bzw. wir haben sich nicht gefunden.

Die ersten Bilder meines Schaffen stammen aus den Anfängen der 1980er Jahre. 

Wanduhr als altem Klötzchen-Parkett - 1981

Die oben aufgeführte Wanduhr aus Klötzchen-Parkett, das aus der Linnicher Polizeischule stammte, entstand im Keller unsere kleinen Hauses in der Linnicher Rurallee. Dort im Haus war erste "richtige" Werkstatt. Dort entstand auch das erste Kinderspielzeug, wie die unten gezeigte, ca. 40 cm lange Lok.

Lock aus Restholz - diente als Rutschauto 1982

Beide Teile sind heute noch vorhanden, obwohl sie über 40 Jahre alt sind. Die Uhr habe wir beim Verkauf des Hauses meine Schwiegereltern mitgenommen, die Lok haben selbst unsere Enkel vor Jahren noch mal genutzt, als sie noch klein waren.

In den Jahren habe ich angefangen Printenmodels nach historischen Originalen zu kopieren. In diesen Jahren war das "in", sich so etwas an die Wand zu hängen. Mein Kollege Gerd K. und ich haben um die Wette geschnitzt. Ein Kollege war Sammler und stellte uns neben Literatur auch Originale zum Abschauen zur Verfügung. Einige der Model wurden im Freundeskreis abgegeben bzw. zu besonderen Anlässen verschenkt, einige habe ich behalten und zwei habe ich noch im "Keller", weil sie hier nicht mehr passen.

Reiter auf Pferd 

Die Model wurden aus Buchenholz hergestellt, das wir u.a. von einem Sägewerk in Linnich-Ederen geholt haben. Der Rand wurde dann aus Blechstreifen, die früher um schweren Paketen war, gebogen. Das Reiterbild ist das größte Model, dass ich hergestellt habe. Es ist ca. 60 x 45 cm groß und aus einem durchgehenden Brett ausgearbeitet.

Printenmodel im Haus Rurallee 7 - Linnich - 1983

Das oben gezeigte Bild zeigt eine Wand zwischen Küche und Wohnzimmer in unserem Häuschen in der Rurallee in Linnich, das wir von 1981 - 1983 bewohnt haben. Das Schnitzwerk oben in der Mitte hängt heute noch bei uns an der Kellertür als Erinnerung eine längst vergangene Zeit. Die abgebildete Kommode habe ich selber gebaut. Die Schubkästen waren alte Munitionskisten.

Danach war fast ein Jahr Schaffenspause, da ich dann zu einem Lehrgang in Lübeck war. Aber dort lernte ich Leute kennen, die auf der aufflauenden Welle der Glasveredlung in Tiffany-Technik schwammen. Hier lernte ich den Umgang mit edlen Gläsern, Kupferfolie, Schleifmaschinen und dem Löten der kleinen Teile zu schönen Dingen. Zugegeben, die ersten Teile sahen schrecklich aus, aber an meiner ersten Lampe erfreue ich mich noch heute. Und wer meinen Schreibtisch kennt, weiß, dass dort immer noch eine Tischleuchte aus dem Jahr 1984 steht.

Tiffany-Tischleuchte aus dem Jahre 1984

Als wir nach meinem Lehrgang im Sommer 1984 wieder in Linnich zurück waren, sollte unsere in die Jahre gekommene Küche neue Teile bekommen. In einer Holzbude hinter dem Haus an der Rurallee, wo wie eine Wohnung gemietet hatten, entstanden Küchenmöbel aus Kiefer-Profilholz, das ich erst zusammengeleimt und dann zu Unterschränken, Oberschränken usw. zusammengebaut habe. Die Türen der Oberschränke hatte eine Füllung aus Drahtglas, was der örtliche Farben- und Glashändler Kobecke im ersten Ansatz nicht zu diesem Zweck verkaufen wollte.

In folgenden Jahr entstand aus "Abfallholz" - Abdeckungen von Fahrzeug-Montagegrube - mein schönster Möbelstück, das mich trotz der vielen Umzüge bis heute begleitet. Der "Rote und Blau Stuhl" nach dem Entwurf von Rietveld.

Red and Blue Chaire - Replikat - 1986 - Entwurf: Rietveld

Diese Farben faszinieren mich bis heute, was man an anderer Stelle auch noch sehen wird. Diese geniale Konstruktion, bei der die Teile sich gegenseitig stützen ist schon genial. Wenn man bedenkt, dass die Konstruktion vor mehr als 100 Jahren entstand, ist noch bemerkenswerter.

Es folgten aber wieder Jahre, in denen kaum etwas nennenswertes entstand. Andere Sachen waren wichtiger. Gut es wurde in unsere Wohnung mal ein Podest aus Kiefernholz eingezogen, es wurden Schreibtische gebaut, weil die Kinder in die Schule gekommen waren, die Betten bekamen eine Unterbau, damit darunter Stauraum entstand, aber nichts von Dauer. 

Das änderte sich aber auch nicht, als wir Anfang der 1990er Jahre wieder in ein Haus zogen. Gut, ich hatte eine große Garage mit einer Arbeitsplatte, aber nennenswertes entstand dort nicht. Die Kinder waren viel unterwegs, die Fahren zu div. Volleyballveranstaltungen waren hier im Vordergrund.

Die erste größere "Baumaßnahme" war der Bau eines Rahmens für unsere erste Wasserbettmatratze im Jahr 1998. Hier wurden die Farben des R+B Stuhls wieder aufgenommen. Nach einem selbst erstellten Plan und mit einem Schnittmuster in der Hand, haben wir dafür 3 Buchen-Küchenarbeitsplatten kleinschneiden lassen, die damals irgendwo bei einem Baumarkt im Angebot waren.

Bett aus dem Jahre 2000 - Foto entstand aber 2009 in Aachen

Bei dem Bau dieses Bettes habe ich viel über den Umgang mit einer Lamellofräse, die ich von meinem Kollegen Peter T. entliehen hatte, gelernt. Zum Glück hab mein Plan bis auf ein paar Kleinigkeiten gepasst. Die zweite Matratze hat leider nicht sehr lange "dicht" gehalten, so dass wir inzwischen auch hier ein Alternative haben und unser Schlafzimmer heute anders aussieht.

Seit meine Pensionierung im Jahre 2015 bin ich wieder in Sachen "Holzarbeiten" aktiv. In der Werkstatt aktiver Senioren (WaS) habe mich meine neuen Heimat gefunden. Was dort stattfindet, kann man im dem Blog der WaS nachlesen.

In den letzten Jahren habe ich auch noch andere Themen im Bereich Holzbearbeitung erlernt und mich ausprobieren können. So habe ich vor ein paar Jahren angefangen Holz rund zu machen, also zu Drechseln. 

Pfeffermühle aus Kirchholz

Beim Bau von Helferlein und Maschinen für die Werkstätten habe ich meine erlernten Fähigkeiten wie den Umgang mit Strom und Motoren kombinieren können. Eine meiner Schleifmaschinen auf Basis eines alten Wäscheschleudermotors steht sogar in Norddeutschland, bei jemanden, der aus alten Wäscheschleudern Feuerkörbe herstellt und die Motoren dann über hat.

Bandschleifer nach einer Skizze von Matthias Wandel

Erster Tellerschleifer mit 30 cm Teller und Schleudermotor

Tellerschleifer im Kofferformat mit regelbarer Drehzahl und Schleudermotor

Nachdem ich mir in der Phase nach meinem Beinbruch das erste Mal den Bau eines Hirnholz-Schneidebrett angesehen habe, war klar, das versuche ich auch. Inzwischen sind aus Altholz (Abschnitte von Küchenarbeitsplatten) drei Bretter in unterschiedlichster Größe entstanden. Das erste ist seit fast zwei Jahren im täglichen Einsatz in unserer Küche. 

Mein erstes Hinzholzschneidebrett aus dem Jahr 2021 - ca. 45 x 30 cm

Einfaches Schneidebrett aus Buchenleimholz - ca 45 x 30 cm

Hirnholzschneidbrett aus Buche und Akazie - ca. 50 x 34 x 4 cm

Darüberhinaus  entstand natürlich auch das ein oder andere Nutzlichte und natürlich auch "Unnützes". Manche Dinge wurden hergestellt und dann festgestellt, dass man sie so im Werkstattalltag nicht brauchen kann, aber der Weg zum Produkt brachte wiederum neue Erkenntnisse, wie man was macht, bzw. was Unsinn war. Also war es eigentlich nicht umsonst, sondern nur unnütz.

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich ja auch mit dem Einsatz von modernen Hilfsmittel und Techniken, die die Produkte aufwerten könnten. Ich habe einen kleinen Laser-Gravieren erstanden und brenne mein vor Jahren entworfenes Logo auf die Holzteile. Es entstand so auch z.B, eine Kachel von 10 x 10 cm. Diese Kachel hängt heute beim YouTuber BastelBox aus Dresden an seiner Kachelwand. Er hatte in einem Aufruf darum gebeten, dass man ihm für seine Kachelwand Kacheln aus den verschiedensten Werkstätten sein Abonnenten bzw. Zuschauer zusenden. 

Lasergravur auf eine Stück Eichenholz

Es war ein schöner Test auch mal etwas größeres als nur ein Logo zu brennen. 

Sein Anfang 2023 beschäftige ich mich auch mit 3D-Druck. Was mit einem 3D-Drucker und den schon den millionenfacher im Netz vorhandenen Skizzen alles anstellen kann, habe ich bei der Entscheidung, mir so etwas anzuschaffen, noch gar nicht geahnt. Mit der kostenlose Software kann man Teile an seine Bedürfnisse anpassen bzw. Neues kreieren. Hierdurch habe ich aber auch neue Leute kennengelernt, die mich interessieren und wieder weiter bringen.

So entstanden für die beiden Werkstätten diverse Adapter für die Staubabsaugung nach dem osVAC-System. Hierbei werden Schläuche mit den div. Maschinen mit einem Bajonettverschluss verbunden. Da Maschinen aber immer unterschiedliche Anschlüsse haben - warum auch immer -  ist das eine toller Erleichterung.

Absuagung an der Tischbohrmaschine mit osVAC-Anschluss

Für die Tischbohrmaschinen in den beiden Seniorenwerkstätten entstanden so Absaugrüssel nach dem Muster von Wolfgang Ley vom YouTube-Kanal basteley. den es so ähnlich aber auch an anderer Stelle im Netz gibt. Die Besonderheit hier ist aber, dass man durch zwei Schlitze in der Glocke das Werkstück und den Forstnerbohrer besser sieht. Der Halter, der hier an eine Aluschiene befestigt ist, wurde von mir gezeichnet und dann im Netz zur Verfügung gestellt.

In der Zwischenzeit entstanden aus ausgedienten Regalböden noch Rollbretter für die Küchenmaschinen wie KitchenAid, ThermoMix, Bosch oder Kennwood. Der Erlös des Verkaufs soll in die AWO-Holzhobbywerkstatt fließen und zum Kauf einer neuen Hobelmaschine beitragen.

Rollbrett für Kaffeeautomat oder Küchenmaschine

Als letzte große Maßnahme entstand noch die elektrische Höhenverstellung des Bohrmaschinentisches in der  AWO-Holzhobbywerkstatt. Hierzu gibt es aber einen eigenen Bericht in diesem Blog weiter unten.