Samstag, 30. September 2017

Weinlese 2017 - für mich jetzt Geschichte

Als ich vor ein paar Wochen schrieb, dass ich bald zur Weinlese auf der Brühler Hof in Volxheim im Kreis Bad Kreuznach führe, ahnte ich noch nicht wie schnell dieser Zeitpunkt erreicht würde. Jetzt nach knapp zweieinhalb Wochen Weinlese bin ich seit gestern wieder zu Hause in Aachen.

Jede der drei Lesezeiten, die ich bisher erleben durfte, war anderes. Nicht nur, dass andere Personen mit mir zur Lese auf dem Brühlerhof waren, sondern auch die Bedingungen der Natur sind immer anderes gewesen. In diesem Jahr war es morgens meist sehr kühl und an den letzen Nachmittagen über 20° Celsius, so dass man dann in kurzen Armen arbeiten konnte. Gegen Abend wurde es dann immer empfindlich kühl. In anderen Jahren haben wir direkt am Morgen schon ohne dickes Jacke gearbeitet und am Abend noch lange draußen sitzen können.

Spätbrugunder mit eine Weinbergschnecke auf dem Stock (kleines braunes Gehäuse)
In diesem Jahr war für die Winzer ein schweres Jahre. Frost im Frühjahr, als gerade die jungen Triebe ihr Wachtum begannen, trockene Zeiten als die Reben sie eigentlich nicht brauchen konnten und Regen, als er überflüssig war. Mit all diese Unwägsamkeiten muss eine Winzerfamilie umgehen und letztendlich hinnehmen. Es ist für mich immer erstaunlich, wie man jeden Tag wieder die Kraft findet, sich mit diesem Umständen neu zu motivieren und immer frohen Mutes ans Tageswerk geht. Ich kann für mich nur sagen, ich könnte so etwas nicht, Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr.

Ich, der nur einen kleinen Bruchteil dieses unternehmerischen Risikos in der Lesezeit mitbekommt, kann nur den Hut vor Menschen ziehen, die auf der einen Seite Produkte nach ökologischen Gesichtspunkten erzeugt und immer die Umwelt und die Ressourcen im Blick hat, ob es Wasser, Energie oder anderes Endliche ist.

Jetzt aber zu meiner Zeit auf dem Brühler Hof. Neben der Produktion von ökologisch erzeugten Weinen und Säften werden auf dem Hof auch ein Großteil der für die Mitarbeiter und die Familie benötigten Gemüse, Kürbisse, Kartoffeln oder Obst für die Brotaufstriche erzeugt.

In diesem Jahr wurde neben der Weinlese für Neugierige, Firmenevents, Weinfeste auch noch ein Tage des Erntens durchgeführt. Hierzu hatten sich ca. 20 Personen, zum Teil Familien mit Kindern angemeldet, die gezeigt bekamen, wie Kartoffeln wachsen und wie man sie erntet, das der Kürbis für die Kübissuppe oder für die Kürbisschnitzel nicht im Supermarkt "erzeugt" werden und wie Zuckermais direkt nach der Ernte auf dem Feld schmeckt.

Erntefest für Groß und Klein - 16.09.2017 - Brühler Hof

Kürbis auf einer der Streuobstwiesen
Leider diese Jahr keine Äpfel und Birnen (Frost im Blühtezeit)
Nach der Ernte wurden Kartoffel, Kürbis und Paprika zu ein schmackhaften Ofengemüse zurecht geschnitten. In der Zwischenzeit wurde schon an der vorher gefertigten Kürbissuppe verzehrt und frittierte Kartoffellocken genascht.

Kartoffel-Spagetti werden vorbereitet und fritiert
Auf so einem Winzergut ist immer Arbeit im Überfluss. Zur Lese in den vergangenen zwei Wochen standen neben der beiden Winzerfamilien auch noch die beiden Lehrlinge, zwei Personen die ein Freiwilliges ökologisches Jahr absolvieren, zwei Praktikanten und insgesamt 6 Wwoofer (3 aber nur ein wenige Tage) zur Verfügung.

Leerung des Traubenwagens an der Kelteranlage

Jeder Wein hatte in diesem Jahr seine Besonderheit bei der Lese. Bei den roten Trauben war in diesem Jahr wieder die seit einigen Jahren bekannte "Kirsch-Essig-Fliege" aktiv geworden. Diese Fliege sticht die Traube an, legt Eier ab und die Beeren riechen nach Essig. Diese Beeren müssen aussortiert werden, damit der Wein nicht schon vor dem Keltern zu Essig wird. Zum Teil war dies sehr mühsam und man kommt nur langsam voran. Andere Sorten waren dafür in diesem Jahr erstaunlich gesund und konnte fasst ohne Probleme so herunter geschnitten werden.

Die letzten Trauben für mich im Jahr 2017
Das Zusammenspiel aller war wieder hervorragend, obwohl im Augenblick auf dem Brühler Hof neben der Winzerfamilie, je ein Lehrling aus Afghanistan und Griechenland, ein Praktikantin aus Taiwan, ein FÖJ'ler aus Spanien (mit deutschen Wurzeln) und wir anderen Kräfte aus verschiedenen Bundesländern unter einem Dach leben und arbeiten.

Die "bunte" Truppe bei der Weinlese 2017 auf dem Brühler Hof
- im Hintergrund die Ortschaft Volxheim in Rheinhessen
Es war wieder eine spannende, aber auch ohne Steilhänge anstrengende Zeit. Man ist von 07.00 bis ca. 17.00 oder später auf den Beinen. Die Konzentration ist gefordert, dann man will ja auch, dass hinterher ein gutes Ergebnis dabei heraus kommt.

An zwei Tagen hatte ich auch noch den Gelegenheit Endverbraucher und gewerbliche Kunden des Weinguts kennen zu lernen. Die Auslieferungsfahrten führten einmal über die Eifel, in den Düsseldorfer Raum, nach Unna und dann über Solingen und das Siegerland in den Westerwald. Von dort ging es dann wieder am späten Abend nach Volxheim zurück. Die zweite Tour war dann nicht so kilometerintensiv, da es nur in Bereich Köln, Bonn und abschließend noch mal mit einer größeren Lieferung in den Westerwald nach Altenkirchen ging.

Für mich war bei meiner ersten Ausliefertour vor zwei Jahren schon erstaunlich, dass die Kunden die Wein- und Traubensaftflaschen alle aufbewahren. Dies war auch in diesem Jahr so. Das Fahrzeug war auf der Rückfahrt fasst genau so voll, wie auf der Hinfahrt - nur jetzt gefüllt mit Kartons mit leeren Flaschen. Auch wenn die Sekt- und Seccoflaschen nicht wieder genutzt werden können, werden diese mitgenommen und dann ins Altglas gegeben. Das Wiederbefüllen ist ja im ökologischen Sinne auch gewünscht. Flaschen, die von einem Lohnunternehmer nur gespült werden müssen, verbrauchen erheblich weniger Energie bzw. Ressourcen als neue Flaschen.

Aber auch die Freizeit kam nicht zu kurze am vergangenen Wochenende war am Samstag und Sonntag für uns Wwoofer keine Lesezeit. Auch die anderen Mitarbeiter waren nicht auf dem Weingut. So nutzte ich die Zeit um jeweils eine Tour mit meinem Tretroller zu machen. Am Freitagnachmittag führte mich meine Tour dann in das Städtchen Bad Kreuznach.

Nahebrücke mit meinem Crussis-Tretroller
Am Sonntag bin ich dann von Bad Kreuznach mit dem Zug nach Idar-Oberstein gefahren um dann über Naheradweg wieder über Bad Kreuznach nach Volxheim zu fahren.

Grafit in der Nähe von Idar-Oberstein
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Wieder zu Hause in Aachen
Nach mehr als drei Wochen Abwesenheit von zu Hause, bin ich jetzt wieder froh in Aachen zu sein. Jetzt geht für mich wieder mein Alltag los. Ab Mittwoch wartet wieder die "Werkstatt aktiver Senioren" auf mich. Jetzt gilt es Etliches für eine Basar im Dezember vorzubereiten. Näheres demnächst. Mein letztes Projekt vor den Ferien war ein voller Erfolg. Der für meinen Enkel zu Einschulung in Bayeren am 12.09.2017 hergerichtete Werkzeugkasten ist schon im Einsatz.

Werkzeugeinsatz für Systainer 5 für meinen Enkel

Werkzeugeinsatz für Systainer 5 für meinen Enkel - Vorderseite mit Schublade für Kleinteile